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Montag, 15. Oktober 2007

Keineswegs "wider die Natur" - Homosexualität im Tierreich

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Wider die Natur? - diese provokante Frage stellt eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum von Oslo. Und beantwortet sie zugleich mit einem eindeutigen Nein. Anhand von zahlreichen Präparaten, Modellen und Fotodokumentationen wird gezeigt, wie gang und gäbe Homosexualität in jeder Form im Tierreich ist: von Insekten bis hin zum Pottwal.

Die Ausstellung räumt dabei mit einer ganzen Reihe von Fehlmeinungen auf - wie etwa der, Sexualität sei im Tierreich ausschließlich mit der Fortpflanzung verbunden. Auch für Tiere ist Sexualität ein Trieb, der befriedigt werden will; nicht zwangsläufig müssen dabei Nachkommen gezeugt werden.

Ebenfalls falsch ist die lange Zeit von ZüchterInnen gehegte Vermutung, homosexuelle Paarungen, etwa bei Schafen, seien ein Ergebnis unnatürlicher Haltungsbedingungen. Ein naher Verwandter, das nordamerikanische Dickhornschaf, lebt außerhalb der Paarungssaison in Kleinherden mit strenger Geschlechtertrennung. Dennoch sind die Widder das ganze Jahr hindurch sexuell aktiv: Homosexualität ist in diesem Fall also eher die Regel als die Ausnahme.

Zwar sind die Geschlechtsorgane zum Zweck der Fortpflanzung dazu angelegt, genau aufeinander zu passen. Doch sind speziell Säugetiere recht geschickt darin, dieses körperliche "Handicap" zu umgehen und Alternativen zu finden, wie die AustellungsmacherInnen berichten. Primaten benutzen primär ihre Greifhände und das Maul, Walrösser ihre Vorderflossen, Wale und Delfine hingegen machen kreativen Gebrauch ihrer Rückenflosse oder des Atemlochs.

Bislang ist Homosexualität bei etwa 1.500 Spezies beobachtet worden - und für ca 500 ausführlich dokumentiert. Sie ist nicht auf höhere Tiere wie Vögel und Säugetiere beschränkt: die Palette reicht von Weichtieren wie Kraken über Gliederfüßer wie Spinnen und Insekten bis hin zu parasitischen Würmern.

Und noch eine Fehlmeinung wird ausgeräumt: Gleichgeschlechtlichkeit muss sich auch bei Tieren keineswegs nur um den Sexualakt drehen: Von Schwänen ebenso wie von Störchen sind zahlreiche Beispiele gleichgeschlechtlicher Paarbildung bekannt. Die beiden Partner bleiben Jahre oder gar ein Leben lang zusammen. Oft werden sogar Junge aufgezogen, die von einem anderem Paar adoptiert wurden oder mit einem kurzfristigen Sexualpartner gezeugt und dann mit dem Bindungspartner ausgebrütet und großgezogen werden.

In einer durchschnittlichen Pinguinkolonie besteht jedes zehnte Paar aus zwei Männchen oder zwei Weibchen - wiederum befinden sich darunter auch Brutpaare mit Adoptivküken. Die Untersuchung einer Möwenkolonie ergab sogar eine doppelt so hohe Rate an gleichgeschlechtlichen Paaren.

Die Ausstellung "Mot Naturens Orden? / Against Nature?" lief bis 19. August im Naturhistorischen Museum von Oslo. Da bereits andere Museen ihr Interesse bekundet haben, wollen die AusstellungsmacherInnen ihr Konzept nach Möglichkeit auch in anderen Städten umsetzen.

Ausstellungslink: Against Nature?

Artikellink: Standard.at

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