Dienstag, 13. November 2007

Wir höflichen Paparazzi

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Warum ich diese Website bisher noch nicht empfohlen habe, ist mir selbst ein Rätsel. Darum nun um so heftiger:

Wir höflichen Paparazzi

Ganz normale Menschen berichten über ihre persönlichen Begegnungen mit den Promis, Stars, VIPs, eben den so genannten Reichen und Schönen dieser Welt. Fanrummel, Stalkingmäßiges oder Fotos à la "Udo Jürgens nimmt Mutti in den Arm" sind nicht gefragt; vielmehr werden die (unbebilderten!) Stories umso lieber und netter kommentiert, je mehr sich der/die Schreiber/in freundlich und dezent verhalten hat. Höfliche Paparazzi eben. Kleines Beispiel:

Thomas Muster - von paulinio
Es muß im Jahr 95 oder 96 gewesen sein, als ich mit meiner Tante 'Tinti' (ein Spitzname, den ich ihr mal in einer fidelen Stunde in meiner Kindergartenzeit verpaßte), in der Nähe von St.Pölten mit dem Auto unterwegs war. Wir verarbeiteten noch die Impressionen des ATP-Finales, das kein geringerer als der 'Sandplatzkönig' Thomas Muster vor einer guten Stunde für sich entschieden hatte, und waren also von ebendieser Veranstaltung auf der Heimreise.Als wir so dahinführen, ich war schon etwas angedudelt, wurde ich plötzlich aus meiner Fadesse als Beifahrer gerissen. Ich traute meinen Augen nicht: Da stand doch tatsächlich unser Thommi auf der linksliegenden Tankstelle und saugte feinsäuberlich seinen graubläulichen Mercedes. Hektisch bat ich Tinti doch noch einmal umzudrehen. Schnell waren ein Blatt und ein Kuli gefunden und schon marschierte ich vom Parklatz der Tanke aus, direkt auf Muster zu, der noch eineinhalb Stunden zuvor, am Platz gestanden hatte. Richtig: Ein Autogramm wollte ich besorgen, für meien Bruder Christian, begeisterter Muster-Fan.Als ich nun zu Muster stieß - er hatte gerade erneut 10 Schillinge in den Saugautomaten geworfen, außerdem tönte laut Tina Turner 'Simply The Best ' aus dem Autoradio - fragte ich ihn, ob er mich nicht ein Autogramm geben wolle.Gegen meinen Erwartungen schien er sich über mein Auftauchen zu freuen und befahl in amicialem Ton: 'Geh, hüfst ma gschwind de Fuaßtackerl ausbeideln?' Etwas überfordert stimmte ich zu. Gemeinsam hieften wir vorsichtig die Fußmatten aus seinem Auto, sie waren übervoll mit roten Sandkörnchen.'Sicher, er ist der der beste Sandplatzspieler der Welt!' sagte ich zu mir'...dementsprechend muß auch sein Auto aussehen'.Abschließend bekam ich noch das Autogramm mit der Widmung 'Schöne Grüße an Christian'. 'Thomas Muster - der saugt sich seinen Sand halt noch selber aus dem Auto' berichtete ich anschließend Tinti.

Übrigens schreiben und kommentieren (die Kommentare allein sind oft schon das Lesen wert) die Geschichten oft genug Menschen, die selbst einen gewissen Berühmtheitsgrad erlangt haben: Hermes Phettberg und Max Goldt fallen mir ein.

P.S.
Für die deutschen LeserInnen dieses Beitrags: 'Geh, hüfst ma gschwind de Fuaßtackerl ausbeideln?' bedeutet in etwa: "Hilfst Du mir schnell, die Fußmatten auszuschütteln?" - Das vorangestellte "Geh" kann alles und nichts heißen, passt immer und ist ins Deutschdeutsche unübersetzbar.

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