Freitag, 7. September 2007

Sandy Says

Und hier Sandys kleine Glosse zum Artikel im Posting weiter unten (Sterben Erdäpfel und Paradeiser aus):

Soweit der Artikel. Ja, mehr Sprachbewusstsein wäre nicht sondern i s t angebracht! Nur frage ich Sie, sehr geehrter Herr Schneeweiss, warum bringen Sie dieses Bewusstsein nicht konsequent zum Ausdruck. Was haben englische Wörter (Anglizismen) in einem Lob-Lied (Song) über die Fein- und Eigenheiten der österreichischen Wörter (Austriazismen) in der deutschen Sprache zu suchen? Weiters frage ich Sie, ob sie nicht auch in der Schule mit: „Beginne niemals einen Satz mit „Und““ gequält wurden. Wie immer, inhaltlich pflichte ich Ihnen voll bei. Leidenschaftlich halte ich im täglichen Sprachgebrauch das Fähnchen der österreichischen Sprache hoch. Nicht nur Sprache, sondern z..B. die Esskultur per se verkommt zusehends zu einem großen multikulturellen, diffusen Mischmasch.

Es war Mitte der 70er Jahre, als ich als junges Mädchen mit meinem Vater die Sommerferien am Wörthersee verbrachte. Bei einem Spaziergang durch Krumpendorf las ich auf einem Schild vor einem Gasthaus: „Menü heute: Wienerschnitzel mit Sauerkraut und Tunke“. Diese Ankündigung ausgelassener Geschmacksverwirrung löste bei mir Heiterkeitsausbrüche aus und veranlasste mich zum Ausruf: „Die spinnen, die Kärntner!“. Mein Vater erklärte mir, dass kein Kärntner sein „Wiener“ mit Sauerkraut und Tunke zu sich nimmt, diese Komposition sei lediglich ein Angebot für die deutschen Sommergäste. „Warum müssen die das essen?“ fragte ich mitleidsvoll – wie gesagt ich war noch sehr jung und naiv – „Weil sie das so wollen. Sie sind´s halt gewohnt von z´Haus.“ erklärte mein Vater. Worauf ich das Asterix-Zitat wiederholte und Kärntner durch Deutsche ersetzte.

Heute, dreißig Jahre später, erzählt mir eine Freundin von ihrem traumhaften All-inclusive Urlaub in Monastir, Tunesien. Tolle Anlage, direkt am Meer, traumhaftes Wetter und dank der deutschen Pionierarbeit mit dem unschätzbaren Vorteil „Man spricht Deutsch“. Auch das Essen wäre ausgezeichnet gewesen. Vor meinem geistigen Auge sah ich dampfende Schüsseln mit Couscous und allerlei Gemüse, Kichererbsen, Lammfleisch mit scharfer Harissa, frisches knusprig-flaumiges Fladenbrot, Körbe voller Datteln, Kaktusfrüchten und Feigen. Ich konnte die Aromenvielfalt der arabischen Gewürze förmlich riechen, als meine Freundin sagte: „Stell Dir vor, es gab Kaiserschmarrn!“. Puff – irgendwie passte der backenbärtige Franz Josef so ganz und gar nicht in meine romantisch verklärte 1001-Nacht-Vorstellung. „Darf ich mal fragen, welche Gerichte eigentlich landestypisch für Tunesien sind?“ – ich durfte nicht. Lebhaft erzählte meine Freundin weiter. Sie beobachtete einen spanischen Gast, der ganz offensichtlich noch nie in Tunesien war und daher keine Ahnung hatte, dass es sich bei Kaiserschmarrn um eine Süßspeise handelt. Er türmte auf die eine Seite seines Tellers klassisch tunesische Spaghetti mit Tomatensoße und auf die andere Seite den eben erwähnten Kaiserschmarrn. Fusion vom Feinsten oder sic transit gloria europae et africae...

1 Kommentar:

  1. ... El Didd kam nochmal zurückgerobbt an seine Zuhauseberechnungsmaschine, sich an kurz zuvor mit Vergnügen gelesenes erinnernd, und kopierte mit dem Schlüsselbrett via Leim & Abklatsch folgendes Zitat ins Kommentarformular:

    "Leidenschaftlich halte ich im täglichen Sprachgebrauch das Fähnchen der österreichischen Sprache hoch."

    Zitat Ende

    Das, liebste Sandy, sähe ich dann doch zu gerne einmal :-)))

    ...sprachs und robbte endgültig aus dem Zimmer...

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